Virginia - First Manassas / Bull Run (21. Juli 1861)


Konfliktparteien

US

CSA

Befehlshaber

 

Irvin McDowell

 

P.G.T. Beauregard

Joseph E. Johnston

Truppenstärke

ca. 28.450 (Auflistung: HIER)

ca. 32.230 (Auflistung: HIER)

Verluste

gefallen: 481
verwundet: 1011
vermisst/gefangen: 1216

gefallen: 387
verwundet: 1.582
vermisst/gefangen: 13


Allgemeines

Die Erste Schlacht von Manassas, auch bekannt als Erste Schlacht am Bull Run war die erste große Landschlacht. Die unterschiedlichen Bezeichnungen ergeben sich aus verschiedenen Namenskonventionen der Nordstaaten (Union) und der Südstaaten (Konföderation). Die Konföderation benannte Schlachten nach der nächstgelegenen Stadt oder markanten Geländeteil und die Union nach dem nächstgelegenen Fluss oder Wasserlauf. 


ABLÄUFE

vormittags

mittags

nachmittags


GESCHICHTE / Animation: HIER

McDowell plante, je einen Scheinangriff mit Brigadegeneral Daniel Tylers Division auf die über den Bull Run führende Steinbrücke und mit Oberst Thomas A. Davies Brigade auf Blackburns Furt zu führen. Unter dem Schutz dieser Täuschungsmanöver sollte der Hauptangriff von den Brigadegenerälen David Hunter und Samuel P. Heintzelman gegen die linke Flanke der Konföderierten geführt werden. Sie sollten sich im großen Bogen am nördlichen Ufer des Bull Run bis zur Sudley Furt bewegen und dort den Fluss überqueren. Anschließend sollten sie im Morgengrauen einen Überraschungsangriff über das leicht ansteigende Plateau bis zum Henry Hill durchführen. Dieser Plan scheiterte, weil viele Truppenführer noch nie Truppen in dieser Größenordnung geführt hatten, an daraus resultierenden Koordinationsproblemen und an den unerfahrenen Soldaten. Die Flankenbewegung wurde auf sechs Kilometer geschätzt, war tatsächlich aber zwölf Kilometer lang. Zahlreiche Verzögerungen während des Marsches und die Ermüdung der Truppen ließen schließlich einen Angriff nicht vor 10:00 Uhr zu. Zusätzlich war Tylers Scheinangriff an der Steinbrücke über den Bull Run auf die rechte Flanke der Konföderierten zu schwach und erlaubte Oberst Nathan George „Shanks“ Evans, der über den Angriff auf die linke Flanke informiert worden war, die Regimenter der Brigade eine Meile nach Nordwesten zu verlegen, um den Unionstruppen dort entgegenzutreten.

Aber auch die Soldaten der Konföderierten waren unerfahren. Oberbefehlshaber der konföderierten Potomac-Armee war der Held von Fort Sumter, Brigadegeneral P.G.T. Beauregard. Er hatte das Stellungssystem südlich des Bull Run verstärkt und war bis zum 21. Juli durch drei Brigaden der Shenandoah-Armee verstärkt worden. Weitere Verstärkungen befanden sich noch auf dem Eisenbahntransport vom Shenandoahtal. 

Die Brigade von Oberst Evans hatten sich in einer Linie zwischen dem Matthews House und der Sudley Road positioniert und befand sich so genau in der Stoßrichtung des Flankenangriffs der Nordstaatler. Nach Süden und Südosten öffnete sich im Rücken der Regimenter ein offenes Plateau bis zum Henry Hill. Evans konnte den anstürmenden Unionstruppen eine Stunden lang widerstehen, musste jedoch trotz Verstärkung durch die Brigaden Oberst Francis Stebbins Bartows und Brigadegeneral Barnard Elliott Bee Jr.s (beide starben im Laufe der Schlacht am Bull Run) die Stellungen gegen 11:30 Uhr aufgeben. Auch die Unterstützung durch Captain John Imbodens Artillerie konnte die sich ständig verlängernde Angriffslinie der Union nicht aufhalten. In völliger Auflösung erreichten die Brigaden Evans’, Bartows und Bees den Fuß des Henry Hills. Dort war unter dem Kommando Brigadegeneral Thomas Jonathan Jacksons die gleichnamige Brigade in überhöhter Stellung vor einer langgestreckten Baumreihe in Stellung gegangen. Der ranghöchste Offizier der fliehenden Südstaatler, Brigadegeneral Bee, rief seinen Männern den folgenden berühmt gewordenen Satz zu:

“Look at Jackson's brigade! It stands there like a stone wall” (deutsch: „Seht auf Jacksons Brigade! Sie steht wie eine Mauer!“)

Bis heute ist nicht geklärt, wie diese Äußerung gemeint war: aus Wut, dass Jackson keinen Entlastungsangriff unternahm oder aus Freude, weil Bee seine Soldaten geschützt hinter Henry Hill sammeln konnte. Fest steht, dass Jackson zu diesem Zeitpunkt nicht im Kampf stand, dass die Flucht aufgehalten und weiter aus Stellungen am Henry Hill gekämpft wurde. So erhielt Jackson seinen Spitznamen „Stonewall“, der als Ehrenname auch seiner Brigade verliehen wurde. Imbodens Artillerie musste große Verluste hinnehmen und verfügte über nur noch wenig Munition. Sie wichen jedoch nicht zurück bis weitere Artilleriegeschütze Jacksons Linie erreichten und ein weiteres Vorstoßen der Unionstruppen verlangsamten.

Die vorrückenden Unionstruppen hatten sich aus ihrer Flankenbewegung heraus entlang des Warrenton Turnpike und der Sudley Road bis zum Henry House aufgereiht und bedrohten die linke Flanke der Konföderierten. McDowell plante einen großen Angriff auf die rechte Flanke der Konföderierten und setzte dabei auf ein schnelles Vorstoßen der 1. Division unter Tyler über den Bull Run hinweg. Dieser reagierte jedoch nur langsam. Die erste seiner Brigaden, die die Steinbrücke überquerte, war die von Oberst William T. Sherman, der im Laufe des Krieges noch große Bekanntheit erlangen sollte. Dessen Brigade erlitt jedoch die größten Verluste der Unionstruppen während der Schlacht. Keyes’ Brigaden wurden bei ihrem Vorstoß direkt von den Konföderierten abgefangen und als Brigadegeneral Robert Schenck einen Angriff einleitete, geschah dies bereits zu spät, um Wirkung zu zeigen. McDowell musste erkennen, dass sein geplanter Angriff fehlgeschlagen war. Ein zweiter schnell geplanter Angriff führte die Unionstruppen zwar bis nahe an Jacksons Stellungen heran, musste jedoch auch abgebrochen werden. Kurz darauf tat McDowell den Konföderierten einen Gefallen, indem er seine Artillerie direkt an der Angriffslinie am Henry House in Stellung brachte. Ihr Feuer aus dieser Stellung stellte für Jackson keine große Gefahr dar und war darüber hinaus sehr verwundbar für schnell ausgeführte Gegenangriffe. Im Laufe der Schlacht wechselten die Geschütze fünfmal ihren Besitzer. Besonders den Schützen der Union wurden schwere Verluste zugefügt. Auch ihr Kommandeur Captain James B. Ricketts – ein alter Bekannter Beauregards – wurde verletzt. Beauregard schickte seine eigenen Sanitäter zur Versorgung des gegnerischen Offiziers.

Beauregard erkannte, dass er die Schlacht gewinnen würde, wenn er lange genug die Stellung am Henry Hill halten könnte. Zwischen 14:30 und 15:00 Uhr entschied er, die gesamte Verteidigungslinie in den Angriff übergehen zu lassen. Unterdessen waren mit der Eisenbahn weitere Verstärkungen der Shenandoah-Armee unter Brigadegeneral Joseph E. Johnston eingetroffen. Sie wurden unverzüglich in die Schlacht geworfen und griffen gemeinsam mit aus dem Süden herangeführten Brigaden von Beauregards Potomac-Armee die rechte Flanke der Unions-Truppen an. Zunächst wichen die Unions-Truppen in Ordnung bis zum Steinhaus an der Kreuzung zwischen der Sudley Road und dem Warronton Turnpike aus. Der Rückzug wurde jedoch bald eine ungeordnete Flucht. Einige flohen nach Norden zur Sudley Furt, während andere versuchten, nach Osten über den Bull Run zu gelangen. Die Truppen an der Steinbrücke schlossen sich schnell dem Rückzug an. Vielen Einheiten flohen zurück bis nach Centerville und Washington.


Nachwirkungen

Die Angehörigen der höheren Gesellschaftskreise aus dem nahe gelegenen Washington, D.C. erwarteten einen leichten Sieg der Union und kamen, um die Schlacht zu beobachten und um zu picknicken. Als die Unions-Armee zurück gedrängt wurde, blockierten die in Panik flüchtenden Zivilisten mit ihren Kutschen die Straße nach Washington. Weitere Verwirrung entstand, als eine Artilleriegranate eine Kutsche traf, die die Hauptstraße nach Norden blockierte. Die Konföderierten konnten die Flucht der Nordstaatler nicht zum Marsch nach Washington nutzen, da auch ihre Soldaten zu erschöpft waren, um die flüchtenden Unionstruppen zu verfolgen. Auf Seiten der Union kämpften ca. 28.450 Soldaten, während die Konföderierten über insgesamt 32.230 Mann verfügten. Tatsächlich waren jedoch 18.572 Soldaten der Union und 18.053 Soldaten der Konföderation am Kampfgeschehen beteiligt. Die Verluste waren zwar verhältnismäßig gering, erschütterten jedoch beide Seiten: McDowell verlor 2.708 Mann (davon 481 Gefallene, 1.011 Verwundete und 1.216 gefangen oder vermisst), Beauregard beklagte 1.982 Mann (davon 387 Gefallene, 1.582 Verwundete und 13 gefangen oder vermisst).

Die Erste Schlacht am Bull Run, in die beide Seiten große Hoffnungen für einen baldigen Ausgang des Krieges legten, war in ihren Ausmaßen und Folgen weder groß noch entscheidend. Der Verluste hielten sich in Grenzen und die strategische Situation beider Seiten hatte sich nur unverhältnismäßig verändert. Der psychologische Effekt war jedoch groß. Die Niederlage der Union rüttelte die Regierung auf: McDowell wurde als Oberbefehlshaber der Potomac-Armee abgesetzt und durch Generalmajor George B. McClellan ersetzt, der die Stärke der Armee bald auf 150.000 Mann erhöhte und sie vor ihrer nächsten großen Bewährungsprobe, dem Halbinsel-Feldzug, gut ausbilden ließ.


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